Dienstag, 26. Mai 2009

Bali - Kuta oder auch der Ballermann der Australier

So lieber Bietzi, nachdem du mich so nett bittest, will ich mich auch gar nicht mehr lange feiern lassen und mal wieder was zum Besten geben.
Wie bereits angekündigt, war ich über Vaddertach auf Bali. Wie bereits im Titel angekündigt, hatten wir uns für die Touristenmetropole Kuta entschieden, was für die Australier in etwa so ist, wie für die Deutschen der Ballermann. So hatten auch wir eher einen Strand und Party Urlaub, als dass wir uns viel mit der balinesischen Kultur oder Landschaft auseinandergesetzt hätten. Im Nachhinein könnte man sich natürlich darüber ärgern, aber da ich im September noch mal für zwei Wochen nach Bali reisen werde, hab ich dieses ohne schlechtes Gewissen tun können. Unten seht ihr mal die drei Vorreiter - Oli, Rolf und mich - die zwei Mädels und noch ein vierter Bub sind dann Donnerstags nachgekommen.



Noch kurz ein paar Worte über die traurige Vergangenheit von Kuta, bevor ich mit dem eigentlichen Bericht anfange.Kuta war der Schauplatz des furchtbaren Terroranschlags auf Bali am 12.10.2002. Bei dem Bombenanschlag wurden zwei Bomben gezündet – eine durch einen Selbstmordattentäter in einer Bar und eine in einem Auto direkt vor einem sehr gut besuchten Club- wobei insgesamt 202 Menschen (darunter auch 6 Touristen aus Deutschland) starben. Der Terroranschlag galt wohl den Australiern, welche sich in der Frage des Irak-Krieges klar zur USA bekannten. Da Kuta vor allem bei Australiern ein sehr beliebtes Ausflugsziel ist, wurden auch überwiegend Australier bei dem Anschlag getötet. An der Stelle, wo der Club gestanden hatte ist eine Art “Ground Zero“ entstanden. Die Fläche wurde nicht mehr bebaut und ihr gegenüber wurde eine Gedenktafel errichtet. Dieses ist auf dem unteren Bild zu sehen.



War schon ein sehr komisches Gefühl, an dieser Stelle zu stehen, an der eine so grausame Sache passiert ist. Ein zweiter Terroranschlag fand 01.10.2005 statt, wobei 26 Menschen starben.Diesmal explodierten drei Bomben. Zwei dieser Bomben explodierten in Jimbaran, ein wegen seiner Fischrestaurants sehr beliebtes Ausflugsziel für Touristen. Auch wir haben diesen Ort aufgesucht, wie ich weiter unten beschreiben werde. Auch hier war es ein sehr komisches Gefühl genau da zu sitzen und zu essen, wo eine so furchtbare Tat vollzogen wurde. Seit den zweiten Anschlägen hat es keine weiteren mehr gegeben und man geht auch nicht davon aus, dass noch mal etwas passiert. Die Anschläge hatten insgesamt der eigenen Bevölkerung viel mehr geschadet als den Staaten, die damit angegriffen wurden. Denn durch die Anschläge brach der Tourismus auf der Insel total zusammen, was viele Menschen in absolute Armut stürzte. Dies haben wohl auch die Terroristen erkannt.

Nach dieser traurigen Vorgeschichte nun aber zum eigentlichen Ausflug:
Angefangen hat der Urlaub mal wieder typisch indonesisch. Eine unserer Mitreisenden hat einen Freund auf Bali, welcher uns bereits vor Ort ein Hotel reserviert hatte, da wegen des langen Wochenendes viele Touristen erwartet wurden. Reservierung hat auf Indonesisch allerdings eine völlig andere Bedeutung als bei uns. Als wir nämlich um halb eins nachts an besagtem Hotel ankamen, wurden wir darauf hingewiesen, dass das Hotel bereits ausgebucht und von einer Reservierung nichts bekannt sei. Nun hatte unser balinesischer Freund bereits extra eine Anzahlung hinterlegt, weil er ja die Bedeutung von indonesischen Reservierungen bestens kennt und trotzdem wollte uns der Portier partout kein Zimmer geben. Also was tun um die späte Uhrzeit, ohne Hotel und an einem Wochenende, an dem alles ausgebucht sein soll….Das wichtigste ist, Ruhe bewahren!
Denn trotz dessen hier in diesem Land immer alles schief geht, klappt es am Ende trotzdem irgendwie immer, wieder eine Lösung zu finden. So benachrichtigten wir den balinesischen Freund von unseren Schwierigkeiten der auch direkt zum Hotel kam, um das zu klären. Wie sich herausstellte, wurde der “Zettel“ mit der Reservierung nicht weitergegeben und so wurde unser Zimmer einfach an andere Touristen vermietet. Bei solchen Aktionen fängt die deutsche Pulsschlagader natürlich schon ein wenig heftiger an zu schlagen: ..…bubum.…bubum...bubum..bubum.bubumbubumbubum…..Trotzdem heißt es: Runter schlucken und weiter Ruhe bewahren, denn mit Beschweren läuft man sowieso direkt gegen eine Wand. Denen ist das grad mal völlig egal und entschuldigen tun sie sich natürlich auch nicht. Also haben wir unseren balinesischen Freund mit dem Roller los geschickt, um nach einem anderen Hotel zu suchen. Um unseren Puls wieder ein wenig einzufangen, entschieden wir uns, erst mal eine Bar aufzusuchen, um ein “Beruhigungströpfchen“ zu uns zu nehmen. Doch keine Minute später bekamen wir von unserem balinesischen Freund einen Anruf, dass er im “völlig ausgebuchten Kuta“ ein Ersatzhotel gefunden habe. Das ist wie gesagt dann eben auch typisch Indonesien, dass am Ende alles doch irgendwie klappt. Im Endeffekt entpuppte sich die ganze Aktion sogar als Glücksfall, da unser neues Hotel sehr viel schöner und dazu sogar noch billiger war. Nachdem wir dann eingecheckt hatten, erkundeten wir noch ein wenig das Nachtleben und durften erleben, dass alle Surfer tatsächlich so aussehen wie man sie sich immer vorstellt. Dabei sehen sich tatsächlich alle erschreckend ähnlich. Vor allem eine Gemeinsamkeit verbindet alle: Eine furchtbare Selbstverliebtheit. Mindestens jeder zweite lief oben ohne rum, um seinen tollen Oberkörper zu präsentieren. Da kann man nun von Schubladendenken halten was man will, aber es ist schon interessant, wie viele Vorurteile sich doch immer wieder bewahrheiten….
Am nächsten Tag ging es dann direkt an den Kuta Beach! Ich sag euch, wir waren die absolute Attraktion. Drei Käsekuchen in mitten von durchtrainierten, braungebrannten Surfern. Ein Bild für die Götter. Von allen Seiten haben sie uns angeschaut. Wieder mal war offensichtlich wer die Ausländer sind, obwohl wir uns einzig unter “Weißen“ befanden. Naja, hatte auch seine Vorteile. Wenn man im Wasser war und von der Strömung ein wenig abgetrieben wurde, so konnte man immer leicht zurück zu seinem Platz finden. Denn einer blieb immer bei den Sachen am Strand zurück und leuchtete uns mit seiner Hautfarbe den Weg!
Folgend habe ich mal ein paar Bilder vom Strand. Eine Kuriosität, die man auf Bali sehr häufig findet habe ich auch dabei. Dabei handelt es sich nicht wirklich um "das Hakenkreuz", denn wenn man genau hinsieht ist es anders herum. Das Kreuz hat hier eine religiöse Bedeutung für die Hinduisten. Trotzdem musste ich mich beim ersten mal schon zwei mal hinsehen, um sicher zu gehen, ob ich das gerade wirklich gesehen habe.








Und noch eine Kuriosität: Den Typen den ihr auf dem unteren Bild seht, verkauft echte Bogen und Blasrohre. Mit dem Ding kannst du schön ein Nashorn erlegen. Möchte mal wissen, wer so was kauft und noch wichtiger, was macht er damit. Seit dem ich den gesehen habe, schaue ich ab und zu mal nach hinten, ob mich nicht vielleicht irgend einer mit Pfeil und Bogen jagt.



Abends waren wir dann wieder im Nachtleben unterwegs, um uns auf diese Weise kulturell zu bilden. Am nächsten Tag hatte ich mir dann eigentlich vorgenommen, einmal das Surfen auszuprobieren. Allerdings waren die Wellen recht hoch wie auf den Bildern zu sehen, so dass wir uns lediglich für Boogie-Boards entschieden. Dies sind kleine Bretter aus Styropor. Man kann diese lediglich dazu nutzen, um sich darauf zu legen und auf den Wellen mitgetragen zu werden. Das hat echt tierisch Spaß gemacht und meinen Entschluss bestärkt, doch mal einen Surfkurs zu machen.



Die Wellen (wirken auf dem Bild zugegebenermaßen klein)


Der weißeste Surfer am gesamten Strand
Unten die drei Punkte in mitten der kleinen Welle sind die drei unerschrockenen Surfer.





Am Nachmittag hatten wir dann endlich mal einen kleinen Ausflug geplant. Eine der Mädels hatte ein Auto gemietet und mit diesem fuhren wir an den Uluwatu. Dies ist ein hinduistischer Tempel, der genau an einer Klippe gelegen ist. Eine traumhafte Aussicht erwartete uns, bei der ich mal wieder unkommentiert die Fotos sprechen lassen will, wobei einige davon nun zu meinen neuen Lieblingsfotos gehören.













Das schattige Zipfelchen im Hintergrund ist übrigens der Tempel




Muss zugeben, dass die Affen mir langsam auf den Wecker gehen, weil sie echt fies sind. Einem unserer Mädels wurde von einem der Affen ein Fächer direkt aus der Hand geklaut und komplett aufgefressen. So langsam habe ich ein wenig Angst vor den Viechern, zumal sie auch ziemlich scharfe Zähne haben! Im Anschluss an den Tempel sind wir dann nach Jimbaran gefahren, das Dorf was ich bereits bei meinen Erzählungen über die Terroranschläge erwähnt hatte. Den Ruf ein perfekter Ort für unglaublich gute Fischrestaurants zu sein kann ich nur absolut bestätigen. Das Restaurant, welches wir uns ausgesucht hatten, lag direkt am Strand und so waren alle Tische direkt im Sand am Meer Ufer. Leider war es bereits sehr voll, so dass unser Tisch recht weit vom Meer entfernt lag. Trotzdem war es eine geniale Atmosphäre. Den Fisch, den die Fischer aus dem Dorf täglich frisch liefern konnte man sich dann aus einer Theke aussuchen und er wurde dann direkt auf dem Grill zubereitet. Bin ja eigentlich nicht der größte Fisch-Fan aber da bin selbst ich ins Schwärmen gekommen. Hab selten so was Gutes gegessen und ich bin froh, dass wir uns trotz der schlimmen Vergangenheit dort hin gewagt haben.

Die Nacht haben wir dann mal wieder zum Tag gemacht und somit waren wir auch am nächsten Tag nicht für sehr viel zu gebrauchen.
Wir hatten uns dann nur einen Roller gemietet und sind mit diesem zu einer sehr stylischen Bar direkt am Strand gefahren. Hier waren wir unter lauter reichen und schönen, also genau da wo wir hin gehören ;-)
Am letzten Abend war dann Bundesligafinale angesagt!! Hierzu sind wir in ein deutsches Restaurant auf Bali. Es gab nen halbes Göckele mit Pommes und dazu das Spiel Bayern gegen Stuttgart. Deutscher geht es gar nicht mehr. Nachdem uns auch die Wolfsburger Meisterschaft die Laune nicht verderben konnte, stand dem letzten Abend auf Bali nichts mehr im Wege. Hier machten wir das erste Mal Bekanntschaft mit dem einheimischen Traditionsgetränk der Balinesen: Arak. Dies ist ein aus Reis produzierter Schnaps. Der entsprechende Cocktail dazu nannte sich passender weise Arak Attack (Umwandlung des Titels eines Hollywood Films) und wurde in großen Tupperware-Bechern mit Deckel und lustigen Kindermotiven serviert. Kam mir ja schon irgendwie albern vor mit dem Getränk in der Hand.

Am letzten Tag dieses Wochenendes hieß es dann, denn geschundenen Körper so gut wie möglich wieder herzustellen, um den anstehenden Arbeitstag irgendwie überleben zu können. Deshalb entschieden wir uns zu einer Massage. Hierbei unterscheidet man in Indonesien zwischen Seriösen Massage-Praxen und solchen, die neben der Massage auch noch ein “Upgrade“ anbieten. Wir entschieden uns natürlich für einen seriösen Laden. Zwei Stunden Ganzkörper-Massage für 10 Euro. Danach habe ich mich gefühlt wie neu geboren. Da dies allerdings mein erster Besuch bei einer Massagepraxis war, war ich zunächst ein wenig unbeholfen und wusste nicht so recht, was ich zu tun hatte. Die Masseuse hatte mir zu Beginn nur einen komischen Stoff-Ball in die Hand gedrückt und mich dann ohne Kommentar mit diesem in der Kabine alleine gelassen. Ich wusste nicht, ob ich mich nun komplett ausziehen muss, oder meine Unterhose anlassen soll oder vielleicht gar nichts ausziehen muss. Ich habe mir dann schon das Bild ausgemalt, dass ich da mit runtergelassener Hose steh, wenn die Masseuse zurück kommt und diese dann direkt die Polizei ruft, weil sie denkt ich will sie irgendwie sexuell belästigen. Nach ner Weile Grübeln entschied ich mich, den Stoff-Ball doch mal näher zu betrachten. Nach näherer Betrachtung entpuppte sich dieser dann als Einwegunterhose und mir war dann endlich klar, wie es weiter geht. Will gar nicht wissen, was die Masseuse gedacht hat, weil ich so lange gebraucht habe.

Abends sind wir dann noch mal essen gegangen. Dabei wurde ganz deutlich, wie sehr das Wochenende seine Spuren hinterlassen hatte. Wir waren zu dritt und bestellten uns alle eine Vorspeise. Nach einer Weile kamen bereits zwei von drei Vorspeisen. Bei der zweiten hatte ich bereits gedacht, dass sie für mich sei (Tortillas), jedoch sagte der eine Mitreisende ganz überzeugt, dass es seine Vorspeise sei. So nahm ich das einfach hin und wartete brav auf meine Vorspeise. Nach ner Weile meinte der eine Mitreisende dann, dass er es komisch findet, dass seine Vorspeise ohne Huhn wäre, denn er meinte sich zu erinnern, dass so was in der Karte gestanden hätte. Trotzdem aß er fröhlich weiter. Als die beiden fast fertig waren mit ihrer Vorspeise, kam dann endlich “meine“ Vorspeise. Eine Hühnersuppe. Dies verwunderte mich sehr, da ich mir sicher war, Tortillas und keine Suppe bestellt zu haben. Beim Anblick der Suppe kam dann von meinem Mitreisenden nur ein trockenes: “Ach ja stimmt, ich hatte ja eigentlich Suppe bestellt. Hatte mich ja auch schon gewundert, wo das Hühnchen hin ist“…….Oh man wie kann man denn so schnell vergessen, was man bestellt hat? Ok Suppe oder Tortilla ist natürlich verdammt ähnlich, da kann das schon mal passieren…Was so Schlafmangel alles bewirken kann. Die Suppe war trotzdem sehr lecker und ich habe mich schon sehr an die indonesische Mentalität gewöhnt:
Nicht beschweren, sondern einfach mit dem zufrieden sein, was man hat.

Abends wartete dann das letzte balinesische Abenteuer auf uns. Bei unserem Rückweg ins Hotel, setzte plötzlich ein heftiger Regenschauer ein. Natürlich hatten wir keine Regenschirme dabei und so hielten wir es auch hier ganz indonesisch und liefen ganz gemütlich und relaxt durch den Regen. Völlig durch genässt, kamen wir dann an unserem Hotel an. Hier wollten wir dann nur noch unsere Sachen packen, weil wir bald zum Flughafen mussten. Aber damit es auch ja nicht zu einfach wird, gab es einen plötzlichen Stromausfall in ganz Kuta. Hat schon mal jemand versucht, im Dunkeln seinen Koffer zu packen? Also für mich war es das erste Mal und es war echt eine Herausforderung. Zum Glück hatte einer unserer Mitreisenden eine Art Minitaschenlampe dabei. Allerdings hatte diese einen kleinen Wackelkontakt und so mussten wir zu einer kleinen Lightshow unsere Sachen zusammensuchen. Anscheinend habe ich alles eingepackt, zumindest vermisse ich bis heute nichts.

Ja das war dann mein erster Ausflug nach Bali. Am kommenden Wochenende hat mich ein Arbeitskollege zu sich nach Hause nach Sukabumi eingeladen. Die Stadt liegt etwas südlich von Jakarta direkt an zwei Vulkanen. Wir wollen da, mit ein paar weiteren Kollegen Wildwasserrafting machen und sonntags dann noch ein wenig Wandern gehen. Freu mich schon sehr darauf, wird bestimmt sehr schön. Werde darüber dann wieder einen neuen Blog schreiben und auch mal ein paar Bilder von der Arbeit hochladen und mal was über meine Arbeit hier erzählen.

Bis dahin habe ich ja erst mal wieder genug geschrieben, so dass ihr ne Weile beschäftigt seid J
Wollt nochmal anfügen, dass trotz der Wunderschönen Zeit, die ich hier habe, ich sehr oft an Euch alle denke und Euch auch alle sehr vermisse. Ich freue mich also auch schon, bald wieder nach Hause zu kommen auch wenn sich das hier manchmal nicht so anhört.

Also dann bis zum nächsten Mal!

Hati-Hati

Euer Matze alias Karl Kolumna

1 Kommentar:

  1. Danke! Nach ein paar Tagen hab ichs dann auch endlich geschafft ihn zu ende zu lesen! :)

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